Paula ist nicht nur eine ausgesprochene Katzenschönheit, sie ist auch ein sehr kluges, soziales und liebenswertes Wesen. Das beweist sie tagtäglich durch ihr instinktives Verhalten, das auch mich oft lehrt, meiner Intuition zu vertrauen und nicht selten mahnt, in den Spuren ihrer weisen Pfoten zu wandeln.
So ist Paula das Gegenteil einer Morgenmufflerin, bereits in aller Frühe ist sie ansteckende Lebendigkeit, Freundlichkeit und Höflichkeit in Person. Mit erhobenem Schweif begrüßt sie mich, streift um meine Beine und zeigt mir, dass ich ihr wichtig bin. Den gleichen Respekt und zärtliche Nähe erweist sie mir auf dem Weg in die Küche, wenn sie mich um Futter und frisches Wasser bittet. Mit dem sanften Anschmiegen ihres Kopfes und einem abermaligen erfreuten Hochrecken des Schwanzes bedankt sie sich auf charmante Weise für meine Zugewandtheit und Fürsorge.
Während ich mich auf den Weg zur Arbeit mache und den täglichen Herausforderungen und Stresszonen von Verkehr bis Büro stelle, weiß ich mein Kätzchen im Gegensatz zu mir auf der entspannten Seite des Lebens. Paula sucht sich nach und nach die schönsten Ruheplätzchen, beobachtet mal von meinem Sessel, der tagsüber ihr gehört, wachsam die Vögel vor dem Fenster oder liegt in sich versunken auf dem Kratzbrett, den Körper zur Fellkugel modelliert, mit sich und der Welt zufrieden.
Gibt es auch nur die kleinste Veränderung im Haushalt, sei es die Verschiebung eines Möbels im Raum, das Ablegen eines Papiers auf dem Tisch oder ein gelieferter Karton, ist Paulas Neugier und Interesse sofort geweckt. Dann ist sie die erste, die die neue Situation oder das jeweilige Objekt begutachtet und im wahrsten Sinne des Wortes in Besitz nimmt, indem sie sich darauf setzt.
Abends erwartet sie mich dann verlässlich auf der Treppe an der Tür, um das gleiche Ritual wie am Morgen zu vollziehen, mich herzlich als ihren Lebensgefährten willkommen zu heißen, um Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser zu erbitten. Welche Bescheidenheit, nur das Notwendigste zu begehren und sich damit in Freuden zu begnügen.
Schalte ich dann die verschiedenen Lichtquellen im Haus an, dauert es nicht lange, bis Paula sich in der Nähe einer der Lampen niederlässt. Sie ist eine echte Lichtanbeterin, genießt es, an solchen Plätzen in tiefen Schlaf zu fallen, nicht ohne mit einem gelegentlichen Blinzeln durch die hauchfeinen Augenschlitze mein Tun aus respektvollem Abstand zu beobachten und sich meiner Gegenwart zu versichern.
Manchmal hockt Paula in der Nähe einer solchen Lichtquelle und scheint buchstäblich erleuchtet, in entspannter Starre verharrend, so in sich vertieft, in ihr Wesen versenkt, dass sie wie in Trance wirkt, regelrecht meditierend. Die Aura, die dann von ihr ausgeht, berührt mich zutiefst und ich könnte ihr stundenlang dabei zusehen, weil Paulas Ruhe auch mich beruhigt und besänftigt, einen friedlichen, zufriedenen Manschen aus mir macht, mich nur durch ihr Dasein in meine Mitte pendeln lässt.
Im Sommer sucht Paula dann die Wärme und das Licht der Sonne im Freien, breitet sich mal einer Diva gleich auf den Balkonfliesen aus oder durchstreift mit ihrem unvergleichlich tänzelnden Schritt den blühenden Garten, bis ihr der Sinn nach Gemeinsamkeit steht. Dann gesellt sie sich mit einem Sprung zu mir in den sanft im Wind schaukelnden Hängestuhl und breitet sich auf meinen ausgestreckt schwebenden Beinen aus. Hier im schattigen Schutz der alten Rotbuche teilt sie Zeit mit mir, ob ich in einem Buch lese, Musik höre oder einfach meinen Blick durchs Grün und blühende Bunt des Garten schweifen lasse. Wenn Paula mir dann mit lautem Schnurren und zartem Maunzen ihre Liebe gesteht, ist es um mich geschehen. Innige Momente der Nähe, Vertrautheit und Harmonie – Idylle.
Und droht in all dem Frieden doch einmal unerwartet Gefahr, wird aus dem verträumten ein höchst wachsames Tier. Allein mit dem Aufrollen ihrer Wirbelsäule, dem Aufplustern ihres langhaarigen Fells und ihrem durchdringenden, furchtlosen Blick ist diese kleine, zarte Katze in der Lage, den um ein Vielfaches größeren Hofhund auf sichere Distanz zu halten, notfalls mit nur einer kurzen Bewegung nach vorn in die Flucht zu schlagen. So viel Rückgrat und Selbstbewusstsein ist bemerkenswert.
So sehe ich Paula, an deren Geburt vor 14 Jahren ich mich noch sehr genau erinnere, bei ihrem schlichten, aber erfüllten Leben zu, erfreue mich an dem Gleichgewicht aus Lebendigkeit und Stille, mit der sie mich umgibt und an der sie mich teilhaben lässt und denke ein ums andere Mal, dass ich ihre einfache Philosophie des Glücks jedem Menschen wünsche:
Ruhe in dir selbst, sei freundlich, respektvoll und sanft, lass deinen Charme spielen, wenn Du etwas begehrst, bewahre Haltung, Mut und Selbstbewusstsein in jeder Situation, bleibe neugierig und offen für alles, suche Wärme, suche Licht, sei dankbar für dein schönes Leben.