Wenn es einen Musiker gibt, dem das Prädikat „stand alone“ wirklich uneingeschränkt zusteht, dann ist es Paul Roland. Allein sein exzentrisches Storytelling, das seit jeher bevölkert ist von den merkwürdigsten Gestalten, macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung in der Popularmusik. Nicht von ungefähr heißt eines seiner frühen Alben „A Cabinet Of Curiosities.“
Aber auch musikalisch stechen die unnachahmlichen Psych Pop Songs des Briten stets deutlich aus der Masse gewöhnlicher Mainstream-Beliebigkeit heraus. Paul Rolands neues, sein mittlerweile 20. Album „1313 Mocking Bird Lane“, das via Dark Compagnion Records erscheint, macht da keine Ausnahme.
Etwas überraschend ist, dass Meister Roland sich diesmal weniger grotesken Gestalten, bizarren Situationen und verschrobenem schwarzen Humor zuwendet, sondern uns offensichtlich in persönliche Vorlieben einweiht. So tauchen mit Chet Baker, Ingmar Bergman und Joe Strummer ein paar Ikonen der Kultur auf, der „Summer of Love“ wird besungen und der 60er Jahre Filmklassiker „Whatever Happened To Baby Jane“ mit Bette Davis. Außerdem adressiert Roland einige ihm offenbar wichtige Damen.
Aber keine Sorge, liebe Hardcore-Fans von Dr. Seltsams Psych Pop Panoptikum, mit dem „Voodoo Man“ und der titelgebenden „1313 Mocking Bird Lane“, bekannt als Heimatadresse der TV-Familie The Munsters, gibt Paul Roland natürlich auch wieder seinem Hang zum Obskuren nach.
Nun der Reihe nach meine Eindrücke, was der gute Paul uns diesmal an barocken bis rockigen Pop-Pretiosen zu Gehör bringt: Im „Salon Of The Senses“ zu Beginn des Albums fühlt man sich ob seiner verhaltenen Rockstruktur gleich wohl. Melodisch und mit etwas Vintage Touch typisch Roland. „My Next Life“ kommt leicht psycho daher, auch das im Soundkosmos des Briten nichts Ungewöhnliches. Packend und ungeheuer eingängig ist das mit Vibraphon, E-Trompete und leicht verspulter Gitarre bestückte „When Chet Baker Sings“ – einer meiner Lieblingssongs auf diesem Album.
Als knochentrockener Rocker im Retro Beat Design macht „Whatever Happened To Baby Jane“ mächtig auf dicke Hose. Voll verträumtem Sixties Flair umschwirrt mich „She’s A Mind Reader“, das mit seinem eigenwilligen Charme sofort Ohrwurmcharakter entwickelt. Tribal Drums treiben danach den ruppigen „Voodoo Man“ voran, einen großartigen Song mit prächtiger E-Gitarrenarbeit auf Hendrix Spuren – Volltreffer, mitten auf die Zwölf!
im nächsten Moment schlägt die giftige Voodoo-Stimmung sogleich in leichte Heiterkeit um mit dem marshmellowfluffigen „Joe Strummer Said“, in dem Paul Roland dem Clash-Sänger die Ehre erweist. Auf „Another Ingmar Bergman Interlude“ veredelt Paul Roland den Akustikgitarren-Folkansatz mit fabelhaften Jazzgitarrenschleifen. Auch dies ein sehr eigenständiger Track, der mir mächtig imponiert.
Die Vielseitigkeit und Experimentierfreudigkeit ist es einer der Aspekte, die Roland-Alben so interessant und entdeckungsreich machen und vom Mainstream differenzieren. Immer finden bei ihm künstlerische Ambition und populäre Unterhaltung harmonisch zueinander. „Little White Lies“ beispielsweise ist ein Song, der so leichtfüßig daherkommt, dass man ihn fast für belanglos halten könnte, wären da nicht die vielen kleinen liebevollen Details, die aus der schönen Melodie herauswachsen.
„Won’t Go Surfin‘ No More“ steht im Widerspruch zum Songtitel, surft es doch auf einer sanft rollenden Gitarrenwelle sehr entspannt dahin. Pop vom Feinsten verkörpert „She’s My Guru“ mit seinem leicht versponnenen Charakter. Die hier besungene Dame, die offenbar eine Seelenbeflüglerin ist, würde man gerne persönlich kennenlernen.
Die bereits vorab veröffentlichte Single „Summer Of Love“ hatte ich kürzlich erst gewürdigt. Eine schöne Ode an eine schöne Zeit, die man sich umgehend zurückwünscht, wenn man Rolands Stimme davon schwärmen hört. Ganz zum Schluss gibt’s noch einen Trommelwirbel, der dann endlich die Monster aus der 1313 Mocking Bird Lane aus dem Schrank lässt. Psych Pop at it’s best!
So bleibt abschließend nur noch, dem guten Paul Roland zum wiederholten Male zu einem durchgängig gelungenen Album zu gratulieren und ihm weiter viel Inspiration zu wünschen, damit er uns auch in Zukunft mit seinem ganz eigenen, unnachahmlichen Verständnis von Musik auf diesem hohen Niveau unterhält.
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