Ob Anna Ternheim, Tina Dico, Ane Brun, Agnes Obel, Sophie Zelmani oder Katharina Nuttall, skandinavische Songwriterinnen haben das gewisse Etwas an Melancholie, Melodiengefühl und Klasse, das sie aus der Masse heraushebt.
Jetzt reiht sich mit Alice Boman eine junge Musikerin aus dem schwedischen Malmö in diese Riege hochkarätiger Songschreiberinnen ein und legt mit ihrem Debütalbum „Dream On“ ein sehr starkes Zeugnis ihres Talents ab. Der Titel ist Programm, denn Boman umgarnt den Hörer mit umarmendem Dream Pop.
Besser als mit „Wish We Had More Time“ kann man kaum in ein erstes Album starten. Ein zartes, sehnsuchtsvolles Liebeslied, das mich mit seinen Keyboardpatterns sofort gefangen nimmt. Apropos: Liebesglück und Liebesschmerz beherrschen die Songs durchgehend. So auch das auf einem rollenden Basslauf und tickender Perkussion basierende „Heart On Fire“, versehen mit schönen Melodieschleifen.
„Don’t Forget About Me“ erinnert musikalisch zu Beginn an den großen Hit „Bakerman“ von Laid Back aus dem Jahr 1990 und entfaltet sich zu einem fluffigen Dreampop-Song erster Güte, der sich schnell im Ohr festsetzt.
Retrocharme verbreitet das anschließende „The More I Cry“. So geht das 10 Tracks lang ohne einen einzigen Ausfall. „It’s OK, It’s Alright“ überrascht mit seiner im Grundmodus leicht asiatisch angehauchten Melodieführung.
„This Is Where It Ends“ berührt ob der schlichten hymnischen Magie, die diesen Song zum Höhepunkt des Albums macht. Und im finalen „Mississippi“ punktet die Schwedin als klassische Songwriterin zu fein gezupfter akustischer Gitarre mit Homerecording-Feeling.
Ob kleine, feine Balladen oder akzentuierte Uptempo-Songs, Alice Boman weiß mit zarter Stimme und introspektiven Stimmungen zu überzeugen, die sehr intim wirken. Große Gefühle, große Songs, große Empfehlung.