Eine der großartigsten Country-Entdeckungen der vergangenen Jahre ist der kanadische Singer-/Songwriter Colter Wall. Sobald die Knarzstimme des erst 25 Jahre alten Barden ertönt, läuft es einem eiskalt den Rücken runter während es im Herz nach Lagerfeuerholz zu knistern beginnt.
Mit seinem neuen Album „Western Swing & Waltzes and Other Punchy Songs“ legt der Musiker sein viertes Album seit 2015 vor und knüpf nahtlos an den tollen Vorgänger „Songs Of The Plains“ an. Noch mehr als bisher begibt er sich auf die Spuren der Cowboys, liefert Songs mit echtem Westernfeeling.
Alles, was das einsame Cowboyherz begehrt
Die Hälfte der neuen Lieder stammt aus Walls eigener Feder, die andere Hälfte bestreitet er mit Traditionals und Coverversionen. Der Kanadier serviert alles, was das einsame Kuhhirtenherz begehrt. Stilecht mit Akustikgitarre, Slideguitar, Banjo, Ballonklavier, Fiddle, Akkordion – dem originären unverzichtbaren Instrumentarium stilechter Cowboyromantik.
Und diese Stimme, mit der Wall jede Songzeile veredelt, ist schlicht eines der riesigsten Goldnuggets, das es je im Country gab. Mein absoluter Songfavorit ist das locker galoppierende, vielschichtig arrangierte „Big Iron“. Das Marty Robbins Cover erweist dem Original jede Ehre.
Ganz fabelhaft auch das melancholische „Diamond Joe“, das flotte dahintänzelnde „High and Mighty“ mit Hillbilly-Attitüde und vor allem das mit flatternder Harmonika und edler Slidegitarre vorwärts trabende „Cowpoke“, das Rodeoträume evoziert. Songs für den ewigen Westernsongkanon.
Soundtrack für zukünftige Westernklassiker
Bei dieser Handvoll großartiger Lieder hat man unweigerlich die Howard Hawks Westernklassiker „Rio Bravo“ und „El Dorado“ mit John Wayne vor Augen, in denen stets das Gute siegt. Die Songs lassen Erinnerungen wach werden an Ricky Nelsons „My Rifle, My Pony and Me“. Was will man mehr?
Das ist ein Traum-Album für alle Jungs, die ab und zu gerne mal das imaginäre Pferd satteln und im Cinemascopeformat in den Prärie-Sonnenuntergang reiten möchten. Verdrückt ruhig eine wehmütige Träne unerfüllter Cowboysehnsucht, sieht ja keiner.