Freunde von JJ Cale und seines unvergleichlichen Tulsa-Sounds dürfen sich unverhofft freuen, die Plattensammlung ihres Lieblings bald um ein neues Werk zu erweitern. Wie kürzlich bekannt wurde, erscheint am 26. April 2019 das Album „Stay Around“ mit 15 bisher unveröffentlichten Tracks.
Zu verdanken hat die Cale-Gemeinde diese Nachlass-Compilation JJs Witwe Christine Lakeland Cale und dessen langjährigem Freund und Manager Mike Kappus. Die beiden Vertrauten des Meisters haben Sichtung und Auswahl des Materials vorgenommen und das posthume Werk zusammengestellt – sicher in des Künstlers Sinne.
Der im Sommer 2013 verstorbene Cale, dessen unvergleichlich lässig shuffelnder Gitarrentwang unter Musikerkollegen von Eric Clapton über Neil Young bis Beck viele Bewunderer hat, wird uns also vom ewigen Highway ein paar musikalische Sundowner senden, an denen das roadtrippende Ohr mit Freude nippt.
Mit „Chasing You“ ist bereits ein Vorbote des Albums veröffentlicht worden. Im Video dazu, das aus Filmmaterial der Dokumenation „To Tulsa and back – On Tour with J.J. Cale“ geschnitten wurde, wird die Legende wieder so lebendig, dass man kaum glauben mag, dass der Meister nicht mehr unter uns weilt. Auf Cales Webseite könnt ihr es euch ansehen.
Nach seinem Tod habe ich im Rahmen des fortlaufenden Kunstprojekts „Unplugged/Epitaph“ mit Raimund Spierling einen lyrischen Nachruf auf Cale geschrieben, den ich als Gruß ins Jenseits schicke. In diesem Sinne „Carry on“
Carry on (in memory of JJ Cale)
JJ-Wetter heute.
Kaum ein Wölkchen am Himmel,
ein Rauchkringel nur
– Gitanes ohne Filter –
steigt hinauf in bluesblaue Sehnsucht.
Raus auf die Straße jetzt,
mit geöffnetem Verdeck auf nach Tulsa und zurück,
den jungen Sommer jagen.
Im Highway-Shuffle die empfindliche Haut
mit Tagträumerteint bräunen,
im Fahrtwind den Atem füllen
mit dem süßen Duft von geschnittenem Gras.
Ray-Ban-getönter Blick in die Landschaft
sanftes Sehnervrauschen –
blattgrün, mohnrot, rapsgelb,
Vom Beifahrersitz gleitet kussfrisches Lächeln
über die Lippen der Liebsten,
schwebt in endlos sonnenflirrenden Tag,
der sich nicht satt schenken kann
an positiver Energie und Lebendigkeit.
Fliegen auf der Scheibe, Heuschrecken im Haar,
bahnt chrom- und lackwarme
Ellbogenentspanntheit sich den Weg.
Das Rollen der Reifen gibt lässig den Takt vor
für Cales meilenweite Melodien.
Süffige Gitarren gießen Sundowner-Sound
ins eisgewürfelte Stundenglas bis weit nach Mitternacht,
wenn jeder Mittelstreifen im Scheinwerferlicht glänzt
wie eine feine Linie Kokain,
die weit geöffnete Ohren aus dem Autoradio ziehen –
gesichtsbreit grinsendes Glück.
Ein paar Highwayherzen jaulen auf,
betäubt von Sinnempfindung.
Zwei Sternschnuppentrunkene
schlürfen Ananasmond vom Zuckerrand
eines kokosmilchfrühen Morgens,
ein einziges Ziel nur
vor den schlaflos singenden Augen:
weiter und weiter und weiter…
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