Seit fast 50 Jahren begleitet die Musik von Udo Lindenberg mein Leben. Dieser unverwechselbare Typ, der die deutsche Sprache in seiner ganz eigenen schnoddrigen, aber oft auch sensiblen, pointierten Art für den Rock hoffähig gemacht hat, genießt all meine Sympathien. Der „Phönix aus der Flasche“, wie er sich selbst in einem Song bezeichnete, kennt alle Höhen und Tiefen des Lebens und trotzt ihnen mit dem Herz eines Boxers, steht trotz aller Niederschläge bei Neun wieder auf den äußerst beweglichen, federnden Tänzerbeinen.
Der Film „Mach Dein Ding“ der mehrfachen Grimme-Preisträgerin Hermine Huntgeburth (Teufelsbraten, Neue Jahr Süd, Männertreu), der jetzt in die Kinos kommt, zeichnet die anfänglichen Fährten des jungen Udo nach, dem Jungen aus dem westfälischen Gronau, der nicht nur dem kleinstädtischen Mief und der Enge sowie dem Patriarchat seines Trinkervaters entkommen will, entkommen muss, sondern auch der gesellschaftlichen Biederkeit und Konformität.
Mit dem „Daumen im Wind“ zieht es Udo hinaus in die Freiheit, zur Selbstfindung und der später daraus resultierenden Selbstinszenierung, zum mit Beharrlichkeit hart erkämpften Beginn des Rockstartums, das inzwischen ikonenhaft strahlt wie Bühnenscheinwerfer. Rampenlicht, das für einen wie Udo erfunden wurde.
Mit Jan Bülow als Lindenberg und einer Reihe starker Charakterdarsteller wie Charly Hübner, Detlev Buck, Max von der Groben und Ruby O. Fee geht es auf eine detailliert und liebevoll ausgestattete Zeitreise durchs Udoversum, dem originellsten Botschafter der deutschen Sprache. Sex and drugs and Rock and Roll und jede Menge wegweisender deutscher Rockmusik, die vielen jungen Künstlern den Weg geebnet und Türen geöffnet hat.
Ich habe mich lange nicht mehr so auf einen Kinostart gefreut. Lang lebe Udo, der die Leben so vieler Menschen in diesem Land (seinerzeit auch im noch geteilten Deutschland) bereichert hat, dessen Texte Mauern und Denkweisen eingerissen und Brücken gebaut haben!