Das nenne ich mal eine glückliche Fügung. Die von mir bewunderte Liedermacherin Dota Kehr würdigt die von mir geliebte Dichterin Mascha Kaléko (1907 – 1975) auf ihrem gleichnamigen Album. Ungewollt zum Impulsgeber für dieses schöne Projekt wurde ein unbekannter Konzertbesucher. Dieser in den Credits erwähnte Fan hatte Dota ein Buch mit Gedichten von Kaléko geschenkt.
Musikalisch perfekt den poetischen Ton getroffen
Die Berlinerin Dota macht aus der Lyrik der von 1918 bis 1938 in Berlin lebenden Autorin Lieder, die musikalisch genau den richtigen poetischen Ton treffen. Ein liebevoll arrangierter Liederreigen, der die großen Themen der jüdischen Autorin widerspiegelt: Liebe, Sehnsucht, Alleinsein und Abschied.
Dota vertraut bei diesem Projekt auf ihr Feingefühl für passende Musik zu lyrischen Texten. Ihre glänzend harmonierende Band interpretiert Kalékos Gedichte auf spielerisch leichte Weise. Mal fast kindlich heiter im Elektropop-Stil, mal in besinnlich angehauchten Chansons mit Jazzflair. So vermittelt die musikalische Verneigung vor der Dichterin jene „aufgeräumte Melancholie“, die Literaturnobelpreisträger Thomas Mann Kollegin Kaléko seinerzeit attestierte.
Berührende Duette mit einer namhaften Kollegenriege
Vollkommen wird die Darbietung durch die Liste an namhaften Gastsängern, die Dota zu Duetten ins Aufnahmestudio gebeten hat. Die Liedermacher-Granden Hannes Wader und Konstantin Wecker bereichern das Projekt ebenso wie die jüngeren Kollegen Alina Coen, Uta Köbernick, Max Prosa, Francesco Wilking, Felix Meyer und Karl die Große.
Diese gelungene Mischung macht „Kaléko“ zu einem abwechslungsreichen, anspruchsvollem Album, das viele berührende Momente hat. Vor allem regen die Lieder dazu, die Dichterin der Neuen Sachlichkeit wieder zu entdecken. Wie Erich Kästner verfügte Mascha Kaléko über die wunderbare Gabe, das Schwere leicht zu sagen.
Unverkitschte Sentimentalität und Sensibilität
Die 20 Liedgedichte entfalten ihre volle Wirkung am besten, wenn man sie am Stück hört. Drei von Schlagzeuger Janis Görlich komponierte instrumentale Zwischenspiele sorgen in diesem Kontext für ebenfalls wohltuende gedankliche Pausen zum Nachklingen lassen von Kalékos Geist und Gefühl gleichermaßen ansprechender Poesie.
Zwei Lieder möchte ich Euch besonders ans Herzohr legen, mit denen das Album sehr berührend ausklingt. „Kleines Liebeslied“ mit dem stimmlich perfekt harmonierenden Duettpartner Felix Meyer. Und den versteckten Track namens „Sentimentales Sonett“, der mich mit all seiner verlorenen Traurigkeit tränennah angefasst hat.