Was für ein fabelhafter Clou ist Duke Garwood und seinem Drummerfreund Paul May da heute gelungen. Mit „The Bliss Of Myth“ veröffentlicht das britische Musiker-Duo eines der besten Alben des bisherigen Jahres. Ein psychedelisches Blueswerk, das einige Jahre vor der Corona-Krise entstanden ist, aber wie das dunkle Echo dieser Krisenzeit aus pandemisch verlassenen Geisterstädten klingt und lange nachhallt.
Bluessounds wie im Coronakoma halluziniert
Düster, fiebrig, geheimnisvoll wie Swampblues aus dem Coronakoma kommt dieses Überraschungswerk daher, das Duke Garwood und Paul May vor ein paar Jahren im Sommer aufgenommen haben, das dann aber wegen eines technischen Problems bei der Aufnahme in der Archivkiste sein Dasein fristete. Nun endlich erblickt „The Bliss Of Myth“ das Licht – oder besser gesagt – das Dunkel der Welt.
A few hot summers ago, two dudes hung out, with a drum kit, a detuned axe, a tape machine, some Mary and some time – the ingredients for this soup.
After a few days the tape machine broke, and the tapes went into the box with all the other tapes. Jump clean over a few years and the box that time forgot gets opened, the tape machine now fixed, a beautiful beast awakes: ‘The Bliss of Myth’.
Einmal mehr zeigt sich hier, dass Duke Garwood einer der aktuell spannendsten, ambitioniertesten Musiker ist, der Grenzen auszuloten und zu verschieben versucht. Seine letzten beiden Soloalben „Heavy Love “ und „Garden Of Ashes“ waren bereits Ausdruck von Garwoods Spurensuche, dem Blues neues Terrain zu erschließen.
Auch die Zusammenarbeit mit Freund Mark Lanegan mündete bei den gemeinsamen Alben „Black Pudding“ und „With Animals“ in außergewöhnliche musikalische Highlights weit über dem Durchschnitt. Durch die Protektion Lanegans, der früh Garwoods Genie erkannte und benannte, hat der Multiinstrumentalist in den letzten Jahren endlich mehr Aufmerksamkeit erfahren. Doch immer noch bei weitem nicht genug. Der Mann sollte Kultstatus besitzen wie sein Mentor Lanegan.
Dystopische sonische Landschaften
Auf „The Bliss Of Myth“ jedenfalls zieht Garwood alle Register seines multiplen und experimentierfreudigen Könnens. Verspulte, verzerrt leiernde, wie in morphinhaften Halluzinationen sich dahin schleppende Gitarrenläufe – ein uniques Markenzeichen Garwoods – taumeln auf Mays akzentuiert gesetzten Rhythmen über ein Drahtseil, unter dem abgrundtiefe Schluchten lauern.
Garwoods Gesang scheint direkt aus diesem Untergrund zu kommen, ein Stimmengespenst fast, das durch morbides Soundgelände schleicht. In einigen der 11 Songs erzeugt Duke durch jazzige Saxophonpassagen eine noch intensivere dystopische Klanglandschaft, die im Track „Volcanic Syrup“ ihren treffenden Titel findet. So als würden die Ohren durch eine posttraumatische Belastungsstörung irren.
Musik wie mäandernde Magma
Aus dieser ins Unterbewusstsein mäanderden, glühend schwelenden sonischen Lava ragen eben dieser besagte Songvulkan sowie das über 6minütige „Rocco’s Blues“ wie Basaltmonolithen heraus. Auf Duke’s Webseite könnt Ihr in Snippets des kompletten Albums reinhören, das nur mit einem Wort zusammengefasst werden darf: Grandios!
Damit nicht genug, Garwood und May stellen „The Bliss Of Myth“ als Free Download bereit, einzig mit folgendem Hinweis versehen: “Think of this album as apples on the driveway, you give what the apple is worth to you. If you have the change, leave what you like, if you don’t, and you need an apple, then take one. As the universe flows, so do we, for we are stardust, and we know it.” Duke x
In diesem Sinne, holt Euch das Album und genießt nicht nur seine subtile Wucht, sondern überweist dem spiritus rector Garwood und Paul May, seinem Bruder im Geiste an den Drums, einen angemessenen Betrag per PayPal. Dieser brodelnde Bluesgeniestreich hat es wahrlich verdient.
Ich bin ganz deiner Meinung, ein grandioses Album mit einer einzigartigen Atmosphäre!